Die Wahrheit über Nahrungsergänzungsmittel

Die Wahrheit über Nahrungsergänzungsmittel

Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt weltweit: Nicht nur im Drogeriemarkt, sondern auch bei Discountern, in Internetshops und auf Kaffeefahrten werden Ihnen die bunten Pillen mit großen Versprechungen inzwischen angeboten. Glauben Sie den Prophezeiungen der Werbung, dann wird ein Großteil der Bevölkerung demnächst an Krankheiten dahinsiechen, die durch Vitaminmangel verursacht sind. Die Tatsachen sehen anders aus: Weder sind die Böden ausgelaugt, noch enthalten unsere Lebensmittel immer weniger Nährstoffe. Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Und deshalb brauchen Sie in der Regel auch keine zusätzlichen Nahrungsergänzungsmittel. Viele Menschen schlucken solche Produkte auch einfach nur in dem Glauben, sich etwas Gutes zu tun – frei nach dem Motto „Viel hilft viel“.

Vor 50 Jahren sah die Situation noch anders aus. Nach dem Krieg herrschte in Deutschland tatsächlich ein weit verbreiteter Vitaminmangel. Heute sind diese Zeiten vorbei, aber wir bekommen von Kind an eingetrichtert, wie wichtig Vitamine und Mineralstoffe sind. Aus schlechtem Gewissen greifen viele dann zu diesen Produkten: Die Beliebtheit von Vitaminpräparaten ist das Ergebnis jahrelanger Erziehung.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente

Nahrungsergänzungsmittel enthalten Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe oder andere Stoffe mit ernährungsphysiologischer Wirkung in konzentrierter Form. Sie werden Ihnen in arzneimitteltypischer Form als Kapseln, Tabletten oder Pulver angeboten. Rechtlich gesehen handelt es sich aber nicht um Medikamente, sondern um Lebensmittel. Im Gegensatz zu Arzneimitteln durchlaufen sie daher auch kein Zulassungsverfahren, bei dem die Wirksamkeit und die Unschädlichkeit geprüft werden. Sie dienen dazu, Ihre Ernährung zu ergänzen, sind aber keinesfalls zur Vorbeugung, Heilung oder Linderung von Krankheiten bestimmt. Diese Angaben müssen Sie auf der Verpackung von Nahrungsergänzungsmitteln finden:

  • die Verkehrsbezeichnung „Nahrungsergänzungsmittel“
  • die charakteristischen Nährstoffe, zum Beispiel „mit Kalzium und Vitamin D“
  • Zutatenliste
  • eine Angabe der empfohlenen täglichen Verzehrsmenge
  • einen Warnhinweis: „Die angegebene empfohlene tägliche Verzehrsmenge darf nicht überschritten werden.“
  • den Hinweis, dass Nahrungsergänzungsmittel kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung sind
  • einen Hinweis zur Aufbewahrung außerhalb der Reichweite von Kindern
  • Nährwertangaben und Angaben zur Bedarfsdeckung in Prozent pro Tagesmenge
  • das Mindesthaltbarkeitsdatum
  • die Mengenangabe
  • den Namen oder die Firma und Adresse des Herstellers

Augen auf in der Apotheke

In der Apotheke wird gerne der Eindruck erweckt, es handele sich um seriöse, geprüfte und zugelassene Produkte mit nachgewiesener Wirkung, was den besonders hohen Preis rechtfertigen soll. Fragen Sie konkret nach, worin der Unterschied zu Produkten aus dem sonstigen Handel wie Drogeriemärkten besteht.

Gesundheitsgefahren durch hohe Vitamindosen

Auch bei Vitaminen kommt es auf die Dosis an. Schwangere dürfen zum Beispiel nicht zu viel Vitamin A zu sich nehmen. Selbst bei der natürlichen Ernährung sollten sie aufpassen und auf besonders Vitamin-A-haltige Lebensmittel wie Leber verzichten. Das Vitamin kann das ungeborene Kind schädigen. Auch Vitamin D dürfen Sie nicht überdosieren, sonst drohen Nierenschäden. Beta-Carotin steigert das Lungenkrebsrisiko bei Rauchern. Wenn Sie hoch dosierte Präparate über eine längere Zeit einnehmen, kann es zu Gesundheitsrisiken kommen.

Unsichere Dosierung

Zu sekundären Pflanzenstoffen wie Bioflavonoiden oder Polyphenolen gibt es keine empfohlenen Mengen. Keiner weiß ganz genau, wie sie wirken, wenn sie nicht über ein Lebensmittel, sondern isoliert aufgenommen werden.

 

Wann ist Nahrungsergänzung sinnvoll?

Substitution ist die medizinisch begründete Verabreichung von Vitaminen oder Mineralstoffen/Spurenelementen. Zeigt Ihr Blutbild beispielsweise einen Eisenmangel, ist es natürlich sinnvoll, ein Eisenpräparat einzunehmen. In Absprache mit Ihrem Arzt ist auch in folgenden Fällen eine zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll: Frauen mit Kinderwunsch erhalten vor und während der Schwangerschaft das B-Vitamin Folsäure. Damit können sie das Risiko senken, dass ihr Baby einen Neuralrohrdefekt entwickelt, der zu schweren Behinderungen führen kann. Dunkelhäutige oder stark verschleierte Menschen leiden manchmal unter einem Mangel an Vitamin D. Den Großteil des Vitamins produziert Ihr Körper mit Hilfe von UV-Strahlen der Sonne über die Haut, die Leber und die Nieren selbst. Auch Menschen, die zu selten nach draußen gehen, können einen Mangel entwickeln. Das kann bei älteren Personen mit Bewegungseinschränkungen ein Problem sein. Alkoholiker decken oft einen Großteil ihres täglichen Kalorienbedarfs über Alkohol. In dieser Gruppe kommt es häufiger zu wirklichen Vitaminmangelsymptomen, insbesondere einem Mangel an B-Vitaminen. Säuglinge bekommen Vitamin D in Tablettenform oder als Öl verschrieben. Das ist wichtig, um den erhöhten Bedarf durch den Knochenaufbau zu decken und der Rachitis vorzubeugen, einer Erkrankung, bei der Knochendeformierungen meist durch Vitamin-D-Mangel und niedrige Kalzium-Spiegel im Blut entstehen. Außerdem erhalten Kinder bei den ersten drei Vorsorgeuntersuchungen Vitamin K, um das Risiko für Hirnblutungen zu verringern.

Schlechte Esser: Handelt es sich bei Ihrem Kleinkind um einen schlechten Esser, oder schmeckt Ihrem Kind fast nichts Gesundes, dann kann die Gabe eines All-in-one-Präparates sinnvoll sein. Lassen Sie sich aber unbedingt von einem Kinderarzt hierzu beraten. Das Produkt muss für Kinder in dem entsprechenden Alter geeignet sein.

Menschen mit Fettresorptionsstörungen, zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oder chronisch entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn (chronische Entzündung der Darmschleimhaut), können einen Mangel an fettlöslichen Vitaminen entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel die Vitamine A, D und E. Ältere Menschen leiden häufig unter einem Mangel an Vitamin B12. Das liegt unter anderem daran, dass Senioren das Vitamin manchmal nicht mehr so gut aufnehmen können. Auch Veganer sind oft betroffen, da tierische Lebensmittel eine gute Quelle für Vitamin B12 sind. Ihr Arzt kann den B12-Spiegel bestimmen und über die Art und Weise der Substitution beraten.

Mein persönlicher Tipp: Am besten ist immer das naturbelassene Original

Keine noch so aufwändig hergestellte Pille erreicht den Cocktail an Vitalstoffen, die in Obst und Gemüse stecken. Ein einziger Apfel enthält über 300 verschiedene Inhaltsstoffe, die Ihren Körper gesund und fit halten. Da haben Tabletten und Pulver immer das Nachsehen. Außerdem besteht die Gefahr, dass einzelne Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sehr hoch dosiert sind und so zu Gesundheitsgefahren führen können. Heute ist erwiesen, dass Vitamine am besten von Ihrem Körper verwertet werden, wenn Sie sie in ihrem natürlichen Verbund aufnehmen – also in einem Stück Obst oder einem frisch zubereiteten Salat.