Leiden Sie auch an verschiedenen Krankheiten und müssen mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen? Dadurch steigt Ihr Risiko, unter unerwünschten Neben- bzw. Wechselwirkungen von Medikamenten zu leiden. Diese können im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein. Mit meinen Tipps können Sie dieses Risiko senken. Rund ein Viertel der über 65 Jährigen in Deutschland nehmen täglich mehrere Medikamente ein, nicht wenige von ihnen sogar zehn oder mehr Wirkstoffe. Da muss der Arzneimittelschrank mittlerweile schon fast begehbar sein! Leider vertragen ältere Menschen Medikamente oft schlechter als jüngere Patienten. Einer der Gründe für die vermehrten Neben- und Wechselwirkungen ist, dass viele Medikamente in einem älteren Körper zunehmend langsamer abgebaut werden. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 300.000 Krankenhausaufenthalte im Jahr auf die Folgen von ArzneimittelWechselwirkungen zurückzuführen. Mindestens 50.000 Menschen sollen sogar jährlich an eigentlich kontraindizierten Pillen-Cocktails oder Nebenwirkungen sterben. Fraglos könnten viele dieser Fälle verhindert werden.

Nicht mehr als 4 Arzneimittel parallel

Es wäre wünschenswert, dass Sie nicht mehr als vier Medikamente parallel einnehmen. Bei einer kombinierten Einnahme von acht Präparaten kann sich (im Vergleich zu vier) das Risiko für Wechselwirkungen verdrei- bis vervierfachen.

Bei diesen 7 Arznei-Kombis ist besondere Vorsicht geboten!

Die häufigsten Probleme entstehen im Zusammenhang mit Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln und Psychopharmaka:

  1. Das Schmerzmittel Ibuprofen kann (vor allem bei langfristiger Einnahme) die blutdrucksenkende Wirkung von Betablockern (z.B. Metoprolol) reduzieren und/oder das Risiko für Nierenfunktionsstörungen erhöhen.
  2. Häufig werden vom Arzt bewusst ACE-Hemmer und gleichzeitig Diuretika zur Optimierung der blutdrucksenkenden Wirkung verordnet. Wird diese Medikation dauerhaft mit Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure kombiniert, steigt das Risiko für ein akutes Nierenversagen signifikant an.
  3. Die Kombination zweier blutzuckersenkender Medikamente bei Diabetikern birgt die Gefahr einer überschießenden Wirkung, die in einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung enden kann. Halten Sie für solche Situationen stets ein Stück Traubenzucker als Gegenmittel in der Tasche bereit.
  4. ASS (Acetylsalicylsäure) greift ebenso wie Kortison die Magenschleimhaut an. Bei dauerhaftem Paralleleinsatz kann es zu Magengeschwüren kommen.
  5. Ibuprofen und ASS können die Wirkung von Antidepressiva wie SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, z. B. Fluvoxamin, Citalopram, Escitalopram) verringern.
  6. Die Kombination aus Blutgerinnungshemmern wie etwa Phenprocoumon (Marcumar®)und Antibiotika (z. B. Cotrimoxazol oder Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone, z. B. Ciprofloxacin, Levofloxacin, häufig verwednet bei Lungen- oder Blasenentzündungen) kann das Blutungsrisiko um das Zwei- bis Fünffache erhöhen. Hier ist eine sehr engmaschige Kontrolle der INR-Werte (Gerinnungswerte) durch den Hausarzt angezeigt.
  7. Der Konsum von Benzodiazepinen (Beruhigungsmittel, z. B. Wirkstoffe Diazepam, Flurazepam) kann dazu führen, dass die Leber andere Arzneistoffe, insbesondere Schmerzmittel, rasant abbaut – und die Schmerzen dadurch schneller wieder zurückkehren.

Vorsicht, Alkohol potenziert die Gefahren

Vor allem bei psychoaktiven Arzneimitteln wie Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln verstärkt Alkohol die dämpfende Wirkung auf Ihr zentrales Nervensystem. Folge: Ihr Reaktionsvermögen und Ihre Verkehrstüchtigkeit werden stark herabgesetzt, was zu gefährlichen Unfällen im Alltag und im Straßenverkehr führen kann. Verzichten Sie bei solch starken Medikamenten auf alkoholische Getränke. Eine Überdosis an Paracetamol kann Ihre Leber schädigen. Wenn Sie neben der Einnahme von Paracetamol auch noch Alkohol trinken, verstärken Sie den lebertoxischen Effekt. Auch wenn Sie gleichzeitig zur Medikamenteneinnahme bestimmte Nahrungs- und Genussmittel verzehren, birgt das Gefahren für Wechselwirkungen. Grapefruit bei Einnahme von Simvastatin (Cholesterinsenker) kann beispielsweise zu Muskelschäden führen. Zu viel grünes Gemüse wie Spinat und Brokkoli kann bei der Einnahme von Phenprocoumon (Marcumar®) dessen Wirkung beeinträchtigen. Auch Kaffee und Milch können die Wirkung mancher Arzneimittel verringern. Lesen Sie im Beipackzettel, wie und wann Sie genau Ihre Medikamente einnehmen sollen, und sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.