Lange Zeit galten „Rückenschulen“ als die Lösung aller Rückenprobleme. Die Kurse für ein rückengerechtes Alltagsleben haben ihre Ziele jedoch verfehlt. Viele Empfehlungen zur richtigen Sitzposition oder aufrechten Körperhaltung verleiten eher zu übertriebener Schonung oder unerträglicher Zwangshaltung. Dagegen zeigen neue Erkenntnisse, dass es wichtiger ist, einseitige Bewegungsabläufe und starre Haltungen zu vermeiden.

Die althergebrachten Rückenschulen vermitteln vor allem, wie Sie richtig sitzen oder sich „rückengerecht“ bewegen. Doch diese Theorien gelten mittlerweile als überholt. Denn es gibt für Ihren Rücken keine „richtigen“ oder „falschen“ Bewegungsmuster. Wichtig ist nur, dass Sie Ihren Rücken überhaupt bewegen. So wird der Rat, sich stets aufrecht zu setzen, die Wirbelsäule einseitig statisch belasten. Wer sich dagegen auch einmal aufs Sofa „lümmelt“ oder über den Schreibtisch „hängt“, der fördert die Rückenmuskulatur, kräftigt sie hier und dehnt sie da. Beispielsweise ist es für gesunde Menschen völlig egal, wie sie ihre Lasten anheben. Sie müssen dazu nicht unbedingt alles „aus den Knien“ heraus heben. Keine Angst: Damit ruinieren Sie Ihren Rücken bestimmt nicht.

Wenn Sie allerdings bereits ein schweres Rückenleiden haben, sollten Sie Ihre Wirbelsäule selbstverständlich nicht überstrapazieren. Sie können lernen, wie man den Rücken beim Heben abstützt, welche Belastungen gut verkraftet werden und welche auf Dauer eher nicht. Vor allem aber können Sie lernen, wie die Rumpfmuskulatur aufgebaut wird, sodass sie als straffes Korsett unsere Wirbelsäule stützt und schützt.

Lassen Sie sich nicht zum Dauerpatienten abstempeln

Ein weiterer Vorwurf gegen die starren Rückenschulen: Durch die strikten Anleitungen, wie sich die Patienten „rückengerecht“ im Alltag bewegen sollen, werden diese selbst in schmerzfreien Zeiten ständig wieder an ihre Rückenprobleme erinnert. Alles dreht sich nur noch um den Rücken, und er wird zum zentralen Gesundheitsproblem. Psychologen sind davon überzeugt, dass das die Rückenschmerzen erst recht verstärken kann.

4 Wichtige Elemente einer modernen Rückenschule:

  1. Motivation zur körperlichen Aktivität
  2. Vermittlung von „Positivbotschaften“ (der Rücken als „Freund“ und nicht als „Problem“)
  3. Informationen zu den Schmerzursachen
  4. Bewegungs- und Entspannungstechniken

Vermeiden Sie einseitige Bewegungen und Haltungen

Ratschläge zur Schonung Ihres Rückens sind für Sie lediglich dann wichtig, wenn Sie aktuell unter Rückenschmerzen leiden. An den übrigen Tagen sollten Sie sich dagegen so normal wie möglich bewegen. Vermeiden Sie jedoch einseitige Bewegungen und Sitzpositionen. Achten Sie bei der Arbeit auf Abwechslung: Machen Sie Ihre Küchenarbeit nicht nur im Stehen, sondern auch einmal im Sitzen. Gehen Sie beim Telefonieren durchs Zimmer. Erledigen Sie Schreibarbeit (Unterschriften, Korrespondenz) auch einmal im Stehen.

Wie Sie Ihren Rücken im Alltag entlasten

  • Bei sitzenden Tätigkeiten empfiehlt sich ein Stuhl mit leicht nach vorn geneigter Sitzfläche (eventuell hilft Ihnen auch ein Sitzkeil). Die Rückenlehne sollte leicht nach hinten geneigt und möglichst beweglich sein. Lehnen Sie sich ab und zu zurück, um den Druck auf die Bandscheiben zu verringern.
  • Viel wichtiger als die richtige Sitzposition ist, dass Sie Ihre Haltung öfter mal wechseln. Dieses „dynamische“ Sitzen verhindert einseitige Belastungen. Auch ein Stehpult oder ein höhenverstellbarer Schreibtisch erlauben abwechslungsreiche Arbeitshaltungen.
  • Bei stehenden Tätigkeiten entlasten Sie Ihren Rücken, wenn Sie mal den einen, mal den anderen Fuß hochstellen, z.B. auf ein kleines Fußbänkchen.
  • Auf teure Spezialmatratzen können Sie meistens verzichten. In Studien sind Rückenschmerzpatienten mit normalen, mittelharten Matratzen am besten zurechtgekommen. Testen Sie im Matratzengeschäft lange, bevor Sie eine Matratze erwerben.