Weizen macht dick, krank und dumm: Diese Behauptungen geistern durch die Medien. Immer mehr Menschen meiden ihn – und besonders das Gluten. Erfahren Sie hier, ob Brot, Pasta und Kuchen wirklich die Ursache für viele Beschwerden sind.

Weizen ist ungesund. So lautet die Botschaft populärer Ernährungsratgeber: „Wie der Weizen uns vergiftet“ (Julien Venesson), „Dumm wie Brot“ (Dr. David Perlmutter) oder „Weizenwampe“ (Dr. William Davis). Diese Veröffentlichungen sind genauso wertvoll wie die tägliche Sensationspresse, sie haben keine wissenschaftliche Grundlage. Trotzdem fragen Sie sich jetzt sicher: „Was steckt denn im Weizen, das ihn so ungesund machen soll?“

Ist Gluten der Bösewicht im Weizen?

Wenn Sie unter der Krankheit Zöliakie leiden, reagiert Ihre Darmschleimhaut überempfindlich auf Gluten (Klebereiweiß). Die Folge: Entzündungen im Darm. Sie erkennen das Leiden an massiven Darmbeschwerden wie Blähungen, ständige, übelriechende, fetthaltige Durchfälle, manchmal auch Erbrechen und Gewichtsabnahme.

So kommen Sie einer Zöliakie auf die Spur

Ein Bluttest zeigt, ob Sie wirklich unter einer Zöliakie leiden (Nachweis von spezifischen Antikörpern). Ihr Arzt sichert die Diagnose durch die Entnahme von etwas Darmgewebe (Biopsie). Einzige Behandlungsmöglichkeit ist dann der konsequente Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Das Klebereiweiß steckt aber nicht nur in Weizen, sondern auch in Roggen, Gerste sowie in geringeren Mengen in Dinkel, Emmer und Einkorn.

Reagieren Sie „allergisch“ auf Weizen?

Im Gegensatz zur Zöliakie reagiert hier nicht nur Ihr Darm, sondern Ihr gesamtes Immunsystem auf harmlose Eiweißbausteine aus Getreide. Typische Beschwerden sind Durchfall, Anschwellen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Bauchschmerzen.

Eine Weizenallergie kann Ihr Allergologe eindeutig aufspüren: Pricktest (Hauttest) und Nachweis von IgE-Antikörpern im Blut. Bei einer Weizen-Allergie müssen Sie Weizen und verwandte Getreidesorten von Ihrem Speiseplan streichen. Dazu zählen Körner, Mehl, Flocken, Graupen, Keime sowie Keimöl aus Weizen, Dinkel, Grünkern, Einkorn, Emmer und Kamut.

Noch eine Unverträglichkeit: Weizensensitivität

Auch Menschen, die nachweislich weder unter Zöliakie noch unter einer Weizenallergie leiden, haben oft Beschwerden nach dem Verzehr von Weizenprodukten. Wissenschaftler nennen dieses Krankheitsbild „Nicht-Zöliakie-Nicht-Allergie-Weizensensitivität“. Typische Beschwerden sind: Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.

Eiweiß-Bestandteile stehen im Fokus der Forschung

Wissenschaftler vermuten(!), dass sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) die Beschwerden auslösen. ATIs aktivieren in Ihrem Körper das Immunsystem. Das führt zu leichten Entzündungsreaktionen im Darm, aber auch im Rest des Körpers. Leider gibt es noch keine Blutmarker, um diese Erkrankung aufzuspüren. Ihr Arzt kann nur eine Zöliakie oder eine Weizen-Allergie ausschließen.

Meine 7 Argumente, warum Weizen für (fast) alle kein Problem ist

  1. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist Weizen für 90-95 Prozent der Bevölkerung nicht schädlich.
  2. Gefährlich ist der Weizenkonsum nur für Patienten mit Weizenallergie und Zöliakie. Unter der Weizenallergie leiden gerade mal etwa 0,1 % der Deutschen, bei der Zöliakie sind es ca. 0,3 %.
  3. Die „Nicht-Zöliakie-Nicht-Allergie-Weizensensitivität“ ist erst wenig erforscht und sehr selten. Die aufgestellten Theorien erfordern weitere Studien.
  4. Das verteufelte Gluten steckt nicht nur in Weizen, sondern auch in anderen Getreidearten.
  5. Es ist ein Irrglaube, dass Ihnen als gesunder Mensch eine gluten- bzw. weizenfreie Ernährung beim Abnehmen hilft oder gesünder ist.
  6. Glutenfreie Produkte sind nicht nur 30 bis 50 % teurer als normale Lebensmittel – sie enthalten oft auch mehr Zucker oder Fett.
  7. Lassen Sie von Ihrem Arzt abklären, ob Sie unter einer Zöliakie oder Weizenallergie leiden. Ansonsten ist der Verzicht auf Gluten oder alles Weizenhaltige unnötig.